Das Gelände unseres Wasserkraftwerks ist weitläufig. Weiden, Eschen, Pappeln und Ahorne säumen das Ufer der Amper. Kein Wunder, dass sich Vögel, Bieber und einige Bisamratten pudelwohl fühlen. Auch gefährdete Arten (Rote Liste) sichten wir immer wieder. Den Flusskrebs und die Ringelnatter zum Beispiel.
Im Sommer ging unser ältestes Wasserkraftwerk, das EW1, in Revision. Alles lief wie jedes Jahr: Wasser ablassen, Maschinen ausschalten, Maschinen warten. Als Johann Kiendl, technischer Leiter bei den E-Werken Haniel, die Außenanlage untersuchte, schwamm etwas Seltsames durchs Bild. Bei näherem Hinsehen erkannte Kiendl einen Flusskrebs. Gute zwölf Zentimeter lang. „Das Tier drehte eine Runde und verkroch sich wieder in seinem Versteck im Fundament des Auslaufbereiches“, erinnert sich Kiendl.
Wegen der Revision war der Wasserstand auf rund 20 Zentimeter gesunken. „Bei normalem Wasserstand hätten die Mitarbeiter den Krebs gar nicht entdecken können. Krebse sind Versteckkünstler und nachtaktiv. Sie fressen v.a. Totmaterial am Boden der Gewässer“, erklärt Albert Linbrunner von den Fischerfreunden Haimhausen.
Der Fischereiexperte berichtet von dem Wiederansiedelungsprojekt für Flusskrebse: „Vor zwei Jahren haben wir 500 Exemplare in den Haimhauser Weiher eingesetzt. Jetzt steht die Kontrolle an. Wir schauen, wie viele Tiere überlebt haben und wie groß sie sind. Unsere Krebse dürften rund acht Zentimeter lang sein.“
Genau deswegen vermutet Linbrunner, dass ‚unser‘ Krebs nicht aus dieser Population stammt. Und freut sich trotzdem: „Flusskrebse sind selten geworden bei uns in Bayern. Ihnen macht die Krebspest, eine Pilzkrankheit, zu schaffen. Und fremde Krebsarten, die unwissende Aquarianer einfach in die Gewässer aussetzen. Umso schöner ist es, von so einem stattlichen, einheimischen Exemplar zu hören.“ Flusskrebse werden bis zu 20 Zentimeter lang und bis zu 20 Jahre alt.
Häufige Gäste auf unserem Gelände sind auch die Ringelnattern. Die Reptilien nutzen die vielen Verstecke. Kabelschächte zum Beispiel. „Letzen Sommer haben wir zwei, jeweils etwa einen Meter lange Schlangen gesichtet“, berichtet Andrea von Haniel, Geschäftsführerin der E-Werke.
Ringelnattern werden in unseren Breiten rund 1,20 Meter lang und bis zu vier Jahre (Männchen) bzw. bis zu fünf Jahre (Weibchen) alt.
Andrea von Haniel vermutet, dass die Reptilien im Inneren des Räumguthaufens brüteten. „Die Blätter und Äste sind wie ein riesiger Komposthaufen“, erklärt die Unternehmenschefin. In der Mitte entsteht durch Fäulnis Wärme. Ideale Bedingungen zum Brüten. „Um die Gelege nicht zu zerstören, haben wir den Haufen auch nicht entfernt.“
Die extrem scheuen Ringelnattern zu beobachten, geschweige denn zu fotografieren, sei gar nicht so einfach, berichtet Andrea von Haniel. „Eine unachtsame Bewegung, ein Geräusch, ein Schatten und das Tier ist weg. So schnell können Sie gar nicht gucken.“
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